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Die neue amerikanische Abschreckungspolitik

Helen Caldicott hat ein beunruhigendes Buch über die atomare Aufrüstung und den militärisch-industriellen Komplex der USA geschrieben

Schrecken und Angst ("schock und awe") haben die US-Militärs während des Krieges in Irak verbreitet. Schrecken und Angst ergreifen auch die Leser von Helen Caldicotts Buch, denn die Leiterin des Nuclear Policy Research Institute in Los Angeles entwirft ein erschütterndes Bild der "Atomgefahr USA":

"Wir steuern rasant auf eine weltweite Katastrophe zu. Im Weißen Haus sitzt ein kampflustiger und schlecht unterrichteter Präsident …, der von seinem Mitarbeiterstab gesteuert wird, den er aus der Industrie rekrutiert hat und der so viel amerikanische Steuergelder wie nur irgend möglich abschöpfen möchte, um immer exotischere und gefährlichere Waffen damit zu bauen."

Helen Caldicott zeigt, dass die US-Regierung mit ihrer aggressiven Präventivkriegspolitik unter starkem Druck der Rüstungsindustrie steht, auch Atomwaffen einzusetzen, damit neue produziert werden können. Es gebe einen regelrechten Aufrüstungswettbewerb zwischen den einzelnen Waffengattungen. Dies scheint auf den ersten Blick verschwörungstheoretisch, ja unfassbar, ist es aber nicht. Die Ausführungen sind sachlich, bisweilen spröde.

"Die Vereinigten Staaten selbst kamen in Afghanistan dem Einsatz von Atomwaffen bedrohlich nahe, was leicht einen atomaren Gegenschlag hätte provozieren können." Über den Einsatz der schrecklichsten bekannten konventionellen Waffen hinaus empfahl das US-Verteidigungsministerium die Verwendung taktischer Atomwaffen, und einige Kongressmitglieder rieten dringend zum Einsatz kleiner atomarer "Bunker Basters".

Die Autorin belegt die engen Verbindungen zwischen der Regierung Bush und dem militärisch-industriellen-Komplex. Die hohen finanziellen Zuwendungen dieses Industriezweigs an die Partei von Bush sprechen für ihre These. Führende Politiker wie Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld oder Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und zahlreiche andere hatten hohe Positionen in der Industrie inne.

Neben der Entwicklung von High-Tech-Waffen wie Benzin-, Cluster- und Streubomben, Bunker Busters, die eine ähnliche Wirkung haben wie taktische Atombomben, nur ohne Strahlung, legten die USA ein Manhattan-II-Projekt zur Entwicklung neuer Atomwaffen auf. Das unter dem Codenamen SS&M (Stockpile Stewardship und Management Program) laufende Programm war ursprünglich dazu gedacht, das reibungslose Funktionieren der vorhandenen US-Atomwaffen sicherzustellen. Es entpuppt sich aber als gigantisches Atomwaffenprogramm. "Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gaben die Vereinigten Staaten im Durchschnitt 3,8 Mrd. Dollar für Entwicklung, Test und Herstellung von Atomwaffen aus. Nun, zwölf Jahre nach Ende des Kalten Krieges, werden sie die Ausgaben für ein Projekt, das sowohl gegen den Atomteststoppvertrag als auch gegen den Atomwaffensperrvertrag verstößt, jährlich 5 Mrd. Dollar betragen."

Neben der Entwicklung einer neuen Generation von Atomwaffen bereiten sich die USA auf eine Kriegführung im Weltraum vor. Auch hier spielen die Rüstungsunternehmen eine zentrale Rolle als Scharnier zwischen Militär und Bevölkerung durch die Verbreitung von Unmengen an Propagandamaterial.

Caldicott weist zudem auf die Gefahren für Soldaten und Zivilisten hin, die durch den Einsatz von Uranmunition entstehen. Im Golfkrieg und im Kosovo haben die Amerikaner und die Nato radioaktive Schlachtfelder hinterlassen. Tausende von US-Soldaten sind an den Folgen gestorben. Um die irakische und die bosnische Zivilbevölkerung hat sich niemand gekümmert.

Abgerundet wird das Buch durch einen umfangreichen Anhang über Medien und Institutionen für Frieden und Abrüstung; die wichtigsten US-Atomwaffenhersteller, Atomwaffenkontrollzentren, Standorte der meisten einsetzbaren Atomwaffen. Nach dem Ende des Irakkrieges muss neben der Verantwortung für diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auch über das gigantische Atomprogramm der USA geredet werden.

Helen Caldicotts Buch unterstreicht nicht nur die Dringlichkeit, sondern benennt auch die Gefahren für den Weltfrieden, die von dieser Politik ausgehen. Ein erschreckend faszinierendes Buch." LUDWIG WATZAL

Helen Caldicott: "Atomgefahr USA. Die nukleare Aufrüstung der Supermacht", aus dem Englischen von Andrea Panster, 400 Seiten, Diederichs Verlag, München 2003, 23 €

taz Nr. 7046 vom 6.5.2003, Seite 14, 148 Zeilen (Kommentar), LUDWIG WATZAL,  Rezension

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